Chorische Stimmbildung unterscheidet sich insofern von Einzelunterricht, als es nicht möglich ist, auf jeden Sänger individuell einzugehen,
In einer Gruppe fühlt sich jeder angesprochen, wenn es heißt: „Ihr singt zu tief“, „Den Kiefer weiter öffnen“ oder „Das ‚A‘ bitte runder singen“, es singt aber natürlich nicht jeder zu tief und es kann sein, dass es jemandem besser bekäme, den Mund nicht aufzureißen, oder der Vokal A ist schon abgedunkelt und müsste eher heller gesungen werden.
Generell ist aber auch die stimmbildnerische Arbeit mit Chören Arbeit an Atem, Körper und Klang.
Ich versuche dabei, einen gemeinsamen, runden, warmen Chorklang zu finden.
Gerade was die Intonation im Chor angeht, ist es entscheidend, dass die Vokale angeglichen werden. Wenn einige die Vokale im Hals singen und andere die Mundwinkel so weit nach außen ziehen, dass vor allem „E“ und „I“ flach werden, kann kein einheitlicher Klang entstehen.
Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Chöre auf unterschiedliche Weise betreut.
In den Kinder- und Jugendchören an St. Michaelis, mit welchen ich seit 2008 arbeite, nehme ich einzelne Kinder aus dem Chor heraus. Jeder bekommt dort alle zwei Wochen eine Viertelstunde Einzelunterricht, das bringt enorm viel.
So habe ich einige Sänger als kleine Jungs kennen gelernt und ihre Entwicklung durch den Stimmwechsel begleitet, bis sie sich zu jungen Männern mit wunderbaren Stimmen gemausert haben.
Mit anderen Chören verbringe ich nach Verabredung Probentage oder -wochenenden, wieder andere betreue ich projektweise, wenn ein Konzert bevorsteht. Meistens biete ich ein gemeinsames Einsingen an. Im Anschluss nehme ich mir jede Stimme einzeln vor. Ich richte Artikulation, Atemstellen und Phrasierungen ein und arbeite an den „schweren Stellen“. In diesen Stimmproben kann ich dann auch einzelne Personen direkt ansprechen, dafür muss ich aber den Chor und die entsprechende Person gut kennen. Es soll sich niemand „vorgeführt“ fühlen.